Systemtheorie und Konstruktivismus im praktischen Alltag | Systemtheorie | Veränderungen im System (7)

Struktur



Egal ob eine Veränderung durch direkte Einwirkung im System, oder durch die Umwelt (= indirekte Wirkung) ausgelöst wird, es gibt für das System verschiedene Möglichkeiten darauf zu reagieren:

Entweder kommt es zur Anpassung des Systems mittels bereits vorhandenem Repertoir an Bewältigungsstrategien/-prozeduren (= Akkomodation/Assimilation) oder die Reaktion auf die Veränderung erfolgt mittels Neuordnung von Strukturen und Prozessen (= Variation). Dabei werden bei mehrfachem Auftreten der Veränderung bestimmte Muster wiederholt, andere nicht (= Selektion). Die gefundene Lösung wird schließlich beibehalten (= Retention).1

Dabei sind die Veränderungen, die zur Lösung führen, nicht geplant, sondern entstehen durch die Selbstorganisation. Daher läßt sich das Ergebnis aufgrund der Komplexität nicht vorhersagen! Kann die Autopoiese aufrecht erhalten werden, überlebt das System als abgegrenze Einheit, wenn nicht, desintegriert das System und löst sich als Einheit auf.1

Eine Irritation ist immer wechselseitig, d.h. sie hat auch Auswirkung auf die Umwelt (= strukturelle Koppelung). Jedes System (z.B. bei humanen Systemen) bildet eine Umwelt für andere Systeme.1

Ein Beispiel für die Lösung eines Problems mit vorhandenem Repertoir ist die Impfung: Dringt ein Erreger nach einer Impfung in den Körper ein, so erkennt das Immunsystem dessen Oberflächenstruktur (= Antigene) und kann sofort Antikörper freisetzen, die den Erreger unschädlich machen. Ein Beispiel aus dem sozialen Bereich für den Umgang mit neuen Erfahrungen (entspricht einer Störung des Systems) ist folgender: Wird ein Kind mit einer neuen Erfahrung konfrontiert, weiß es zunächst nicht, was es machen soll. Meist werden bei Wiederholung dieser Erfahrung unterschiedliche Lösungsmöglichkeiten ausprobiert, bis sich ein Muster herausbildet, das dann als Standardlösung beibehalten wird.

Ein Beispiel für Desintegration und Auflösung eines Systems ist der Tod des menschlichen Organismus: Durch den Tod kommen die Prozesse, die zur Aufrechterhaltung des Systems des menschlichen Körpers notwendig sind zum Stillstand, was dazu führt, daß der menschliche Körper seine Abgrenzung zur Umwelt verliert und sich allmählich in ihr auflöst. Dabei werden alle Teilchen das toten Körpers zu Bausteinen für etwas Neues. Ein Beispiel im Bereich der sozialen Systeme wäre die Ehescheidung: Zwei Ehepartner, die nicht mehr miteinander kommunizieren und sich auseinanderleben, trennen sich meist irgendwann.

Einen Spezialfall bilden die Humansysteme.

Quellen:

1 Simon, F.B. (2015). Einführung in Systemtheorie und Konstruktivismus (7. Auflage). Heidelberg: Carl Auer.


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